Am Dienstag, den 7.2.23, besuchte unsere Klasse, die 8d, die ehem. Synagoge Schweich, weil wir im Moment ein Buch im Deutschunterricht lesen, in dem es um das Schicksal eines jüdischen Jungen und seine Freundschaft zu dem Sohn eines KZ-Kommandanten im 2. Weltkrieg geht – „Der Junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne.
Während der Lektüre hatten wir immer wieder konkrete Fragen, wie z.B. ob auch in unserer Stadt und Umgebung Menschen deportiert wurden, warum Juden nicht einfach mit z.B. falschen Papieren geflüchtet sind, ob und wie viele sich von ihnen retten konnten und ob es heute noch Juden in Schweich gibt. Bei der Lektüre ist uns aufgefallen, dass Bruno, die Hauptfigur, ebenfalls Probleme hat, das Schicksal seines jüdischen Freundes Schmuel nachzuvollziehen und Schmuel, vermutlich aus Unwissenheit, nicht erklären kann, warum die Menschen eigentlich im Konzentrationslager sind.
Zuerst wurden uns die verschiedenen Lebensbedingungen der Juden in Deutschland seit dem Mittelalter vorgestellt, wobei wir erfuhren, dass die jüdische Bevölkerung bereits im Mittelalter auch in Trier ausgegrenzt, beschimpft und teilweise verfolgt wurde. Passend zum Roman erfuhren wir auch, dass Juden aus Schweich in Deportationszügen erst in das Ghetto Litzmannstadt gebracht wurden. Schmuel macht das Gleiche durch, nur dass Bruno nicht versteht, warum Schmuel davon spricht, mit 12 Anderen in einem Zimmer gewohnt zu haben. Er hält dies daher für eine Lüge. Wir wissen nun, dass es wirklich so war, sogar noch schlimmer. Bis zu 18 Personen mussten in einem Zimmer wohnen. Außerdem wurde erklärt, warum jüdische Menschen sich keine falschen Identität zulegen konnten, was größtenteils daran lag, dass sie nicht erwarteten, dass die Situation so eskalieren würde, sondern auf Besserung hofften. Zudem dachten sie, dass eine sogenannte ,,Umsiedelung“ sie nur an einen anderen Ort bringen würde, an dem sie weiterleben könnten – doch sie wurden in die KZ gebracht. Auch Schmuel versteht gar nicht, wo er sich eigentlich befindet und sucht beispielsweise nach seinem Vater im Lager, der aber vermutlich umgebracht wurde. Die Nazis erzählten den Menschen bewusst Lügen, um sie ruhigzustellen.
Weiterhin sind wir in den Gebetsraum gegangen, wo wir erfahren haben, dass bei Juden immer noch traditionell Frauen und Männer getrennt beten. Als Begründung sagte man uns, dass die Frauen die Männer sonst beim Beten ablenken würden. Wir erfahren auch, dass die Juden immer mindestens 10 Erwachsene Männer zum Beten brauchen.
Wie viele andere Synagogen wurde auch diese von den NS in Brand gesteckt und geschändet, deswegen wurden beim Wiederaufbau die originalen Requisiten an die Wände gemalt und der ehemalige Tora-Schrein wurde durch eine Malerei von zwei Steintafeln mit den 10 Geboten auf Hebräisch ersetzt. Zum Abschluss wurde uns noch ein Video über die jüdische Gemeinde in Trier und Saarbrücken gezeigt, die nur 20 Mitglieder hat, und es hat uns alle sehr überrascht, dass sie an so vielen Aktionen teilnehmen und sehr aktiv sind. In Schweich selbst haben sich zwar noch einige wenige Überlebende des Holocaust angesiedelt, die aber nicht in der Öffentlichkeit stehen möchten.
Alles in allem hat uns der Ausflug sehr gut gefallen und wir würden ihn auch unbedingt weiterempfehlen – besonders an Klassen, die sich mit der NS-Zeit beschäftigen, da er sehr Interessant war und die Geschichte mal aus dem Blickwinkel der Juden in unserer Region und nicht von neutralen Historikern erzählt wird. Schmuels Schicksal ist uns greifbarer geworden…
Himen, Tobi, Niklas und Elias aus der 8d