Ziemlich viel: Latein ist nicht tot. Im Gegenteil: Latein ist Teil unseres Alltags und quicklebendig, dazu noch die bis heute erfolgreichste Sprache der Welt. Regina linguarum! So sieht und belegt es jedenfalls Winfried Stroh in seinem Buch „Latein ist tot, es lebe Latein!“.
Nicht nur Fernsehsender (vox: die Stimme, ars: die Kunst) bedienen sich der alten Sprache. „Dass Latein, mehr als man glauben mag, auch in der heutigen Zeit präsent ist, zeigt auch der Alltag eines Lateinprofessors: Fast jede Woche kommen Anfragen. (…) Eine Agentur fragt nach einem lateinischen Werbespruch. Und da wären noch die sprechenden lateinischen Namen, um die ein Fantasy-Autor für seinen neuen Roman bat. (…) Die ‚Lebensformen‘ der lateinischen Sprache sind also vielfältig und bunt.“ [1]
Als regina (die Königin) oder mater (die Mutter) linguarum (der Sprachen) ermöglicht Latein ein Verstehen von Texten auf Englisch, Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Rumänisch. Die romanischen Sprachen haben sich als Folge der Ausdehnung des römischen Reichs aus Latein entwickelt, z.B. sind 60 % des englischen Wortschatzes lateinischen Ursprungs. Nahezu ein Drittel des Grundwortschatzes dieser modernen Fremdsprachen hat seinen lateinischen Stamm fast unverändert bewahrt!
Auch in der deutschen Sprache sind ca. 75% der Lehnwörter (der Name – nomen, das Fenster – fenestra,…) und Fremdwörter (die Kongruenz – congruere: übereinstimmen, das Abitur – abire: weggehen, die Rezession – recedere: zurückgehen,…) aus dem Lateinischen.
Redewendungen, die aus der römischen und griechischen Mythologie stammen, haben Einzug in unsere Sprache genommen. So verliebte Narziss sich einst tragischerweise in sein Spiegelbild. Damokles konnte das ihm aufgetischte Festmahl unter einem aufgehangenen Schwert sitzend nicht mehr genießen. Troja wurde von den Griechen zerstört, nachdem diese – in einem als Geschenk getarnten Holzpferd versteckt – von den Trojanern selbst in die Stadt gezogen wurden.
Durch den ständigen Vergleich beider Sprachen werden außerdem die deutschen Grammatikkenntnisse vertieft und ein bewusster Umgang mit der Muttersprache geschult.
Letztlich werden im Lateinunterricht unwillkürlich wesentliche, berufsrelevante soft skills wie logisches Denken, Beobachtungsgabe, Kombinationsfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit, Unterscheidungsvermögen, Abwägen von Lösungen und sprachliche Kreativität trainiert.
Frau StR’
Danica Marxen