24. – 28. April 2023
Schläfriges Schweigen hängt auf der Rückfahrt, zumindest die erste Stunde über, im Zug. Das ist ehrlich gesagt keine Überraschung! Die vergangene Woche war sehr aufregend und einige kamen dann noch auf die Idee, am Berliner Hauptbahnhof Volleyball zu spielen, um ihre letzte Energie zu verbrauchen. Und dennoch hat man selten so stark den Zusammenhalt zwischen uns gemerkt, wie in den letzten Tagen.
Zugegebenermaßen gab es im Kampf um Schokoladenriegel beim DDR-Museums-Quiz etwas Rivalität und beim Lügendetektor-Test im Spionagemuseum an Mitschülerinnen und Mitschülern spielten schon manche mit dem Gedanken, dies zum eigenen Vorteil zu nutzen, aber am Abend in der Schülerdisco waren diese Vergehen dann auch verziehen.
In der Boulderhalle wurde unsere Teamfähigkeit unter Beweis gestellt, als wir uns gegenseitig anfeuerten und halfen, nach oben zu kommen. Später im Illuseum mutierten einige zu Spiderman, andere liefen (versehentlich) gegen Spiegel, doch am Ende verließen wir es dann alle unversehrt und machten gemeinsam den „Tedi“ unsicher. Wobei wir so gefährlich auch nicht gewesen sein können, schließlich kamen wir doch mehr oder weniger alle durch die Sicherheitskontrolle am Bundestag und konnten die wunderschöne Sicht aus der Kuppel genießen. Dort hatten wir sogar sehr sommerliches Wetter und einen guten Blick über die Stadt, obwohl wir am vorherigen Tag während der (sehr langen) Stadtführung beinahe vom Wind weggeweht worden wären und es morgens plötzlich zu hageln begonnen hatte, was dazu führte, dass zehn Leute gemeinsam unter einem provisorischen Dach aus zwei Regenschirmen Schutz suchten. Doch dies war, wie die gesamte Fahrt, gut für das Gruppengefühl und brachte neue, schöne und witzige Erinnerungen.
Es war auch definitiv sehr beeindruckend einmal alle die Sehenswürdigkeiten, die man sonst nur auf Bildern gesehen hatte, in echt zu besichtigen. Insbesondere auf der selbst gestalteten Stadtführung am Checkpoint Charlie, dem Brandenburger Tor und im Souvenirladen, der, mit unserer ganzen Klasse gefüllt, doch recht eng war. Aber es war witzig.
Allgemein konnte man während der Woche fast dauerhaft glückliche Gesichter um sich herum wahrnehmen, egal ob bedingt durch die Weltzeituhr am Alexanderplatz oder die kreative Namensgebung einer Mitschülerin für die Krokodile im Zoo. Zwar mochte jeder andere Dinge am liebsten, aber so ein starkes Gemeinschaftsgefühl wie auf der Klassenfahrt hatten wir vorher noch nie.
Es war eine spannende und volle, aber wunderschöne Woche.
Carolina Longen, 9b
Ergänzung der Klassenlehrerin
Und auch mir wird diese Fahrt in besonders guter Erinnerung bleiben. Gerade, wenn Kinder älter werden und quasi schon junge Erwachsene sind, ist es doch schön zu merken, dass man als älterer Erwachsener durchaus noch gebraucht wird. Gleich am ersten Abend, als wir die nähere Umgebung des Hotels erkundeten, wurde ich gefragt, ob ich „Brennnesselsalbe“ dabei hätte. Dies musste ich leider verneinen, habe mir aber gleich eine Notiz gemacht, dass Anti-Jucksalbe zukünftig ins Erste Hilfe-Päckchen der Schule aufgenommen werden sollte. Man kann ja nie wissen, ob auf dem nächsten Wandertag nicht wieder Brennnesseln auftauchen.
Für den nächsten Tag war ich besser gewappnet. Heimlich hatte ich nachts recherchiert und auswendig gelernt, wo in Berlin überall Mülleimer zu finden sind und so konnte ich, vor dem Illuseum stehend, absolute Professionalität ausstrahlend, auf die Frage, ob ich wisse, wo der nächste Mülleimer sei, nonchalant antworten, dass ca. 50 Meter hinter betreffendem Schüler etwas orange leuchte und es sich dabei sicherlich um das gesuchte Objekt handele.
Schön war es zu erleben, dass diese jungen Menschen, auf sich selbst gestellt, selbstständig, zuverlässig und verantwortungsbewusst waren: U- und S-Bahnfahren, pünktlich wieder am Treffpunkt erscheinen, in Eigenregie neue Fahrstrecken finden, Programmpunkte selbst zusammenstellen, Verhandlungen mit dem Hotel führen und und und – alles kein Problem.
Diese Klassenfahrt hat sportlich, kulturell und historisch alles geboten, was in der kurzen Zeit möglich war. Auch wenn jeder andere Dinge am liebsten mochte, so hoffe ich doch, dass für alle ein Highlight dabei war. Mein persönliches – und das schreibe ich als Geschichtslehrerin – war der Besuch der Plenarsitzung im Bundestag mit der Klasse. Motivierte, wissbegierige Schülerinnen und Schüler, die am liebsten selbst in die Fragerunde eingestiegen wären und ein großartiger Begleitlehrer, der mir mit Rat und Tat beiseite stand. Was will man mehr?
Frau Marder